Das körpereigene Warnsystem richtet sich bei vielen Menschen jedoch gegen sie selbst. Unabhängig von bedrohlichen Situationen springt es plötzlich an. Betroffene denken, nur ihnen geht es so. Doch 12 Millionen Menschen in Deutschland betrifft mindestens einmal im Leben eine Panikattacke. Bei vielen bleibt es nicht bei einer Einzigen, sondern die Angst kontrolliert immer mehr Lebensbereiche.
Eigentlich ist eine Angsterkrankung gut zu behandeln. Trotzdem lähmt sie oft die Betroffenen. Die Aussicht auf Heilung ist hoch. Es ist wichtig, dass diese Menschen wieder Sicherheit finden. Man kann Methoden lernen, mit der Angst umzugehen.
“Ich kann mich gut an meine erste Panikattacke erinnern. Mein Urlaub war zu Ende. Gleichzeitig überschlugen sich die Ereignisse, weil die Corona-Pandemie begann. Grenzen wurden geschlossen. Sicherheitskräfte am Flughafen achteten darauf, dass der Sicherheitsabstand zwischen den Wartenden eingehalten wurde. Permanente Ermahnungen per Lautsprecher, sich nicht zu nahezukommen. Plötzlich wusste ich nicht mehr, wo ich hin muss. Obwohl ich eingecheckt war, verlor ich komplett die Orientierung. Wie komme ich zu meinem Gate? Ich war hysterisch.
Heulend rief ich meinen Freund in Deutschland an. Der beruhigte mich. Alles verlief dann gut. Doch in immer mehr Situationen mit öffentlichen Verkehrsmitteln wiederholten sich diese Attacken, so dass ich nur noch mit dem Auto gefahren bin. Irgendwann fiel es mir immer schwerer, meine Wohnung zu verlassen. Da war der Punkt erreicht, dass mein Freund mir einen Therapeuten gesucht hat. Ich lernte, mit meinen Ängsten umzugehen. Dafür bin ich heute sehr dankbar.”
Silke, 22 Jahre
“Aus einem schönen Ereignis wurde ein Albtraum. Meine Partnerin und ich wollten zusammenziehen. Auszug aus der alten Wohnung, Stress um die Kaution, dazu musste ich viele Überstunden in dieser Zeit machen. Wegen terminlichen Gründen musste ich meine Sachen zwischenlagern und lebte auf 35 qm mit meiner Partnerin. Ich hatte keinen Rückzugsort mehr. Ich brach zusammen. Ich war über Wochen krankgeschrieben und blieb in diesem Erschöpfungszustand. Dieses Gefühl der Überforderung hat mich in den Schlaf begleitet. In meinen Träumen setzte sich die Überlastung und die Hilflosigkeit fort: Immer war ich gehetzt, suchte etwas, fand es nicht, hatte Angst, war allein und kam nie zum Ziel. Kontrollverlust pur.
Irgendwann stellte sich eine Art Todesangst ein. Das wollte ich nicht mehr hinnehmen. Über meinen Hausarzt schloss ich mich einer Gruppe von ebenfalls Betroffenen an. Das Beste daran war: Diese Menschen konnten mein Gefühl verstehen. Sie hörten zu. Ich war mit diesem Gefühl nicht mehr allein. Die Gruppe war mein Anker. Später machte ich noch eine Verhaltenstherapie. Inzwischen habe ich Methoden gelernt, wie ich mit Angstzuständen umgehe. Ich lasse mich nicht mehr von der Angst überwältigen. Auch wenn ich immer mal wieder in diese Situationen gerate: Ich übernehme die Kontrolle über mein Leben.”
Tobias, 42 Jahre
Wissenswertes
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